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ANDACHT "Am Israel chai" - Das Volk Israel lebt!

  • Andacht

Pfarrer Michael Striss aus Wiehl ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (AG Köln). Er war mehrmals in Israel. Wie wir zum Volk Israel, dem "Augapfel Gottes" stehen, ist für ihn "eine zutiefst geistliche Frage"

Israel und die weltweite jüdische Gemeinschaft haben einen Schock erlitten. Warum? Weil dieser Staat seit seiner Gründung eine Hoffnung und ein Zufluchtsort ist für alle Juden. Es ist der sichere Ort, der ihnen offensteht, wenn die Anfeindungen in ihren Herkunftsländern zu groß werden sollten. Leider der einzige in der Welt.

Genau diese sichere Hoffnung aber hat Risse bekommen, als – neben dem schon lange gewohnten Raketenbeschuss – nun Mörderbanden auch in das Land selbst, die Ortschaften und Häuser eindrangen und töteten, wer ihnen in den Weg kam. An einem einzigen Tag wurden so viele Juden getötet wie seit dem Holocaust nicht mehr.

Vor einigen Tagen nahm ich an einer Videokonferenz mit Johannes Gerloff teil, dem bekannten Journalisten und Buchautor aus Jerusalem. Er erzählte, dass es in der doch überschaubaren israelischen Gesellschaft kaum jemand gäbe, der nicht zumindest einen kenne, der in irgendeiner Weise persönlich-familiär von den Verbrechen des 7. Oktobers betroffen wäre. 

Neutralität hieße Gleichgültigkeit

Was jetzt niemand dort braucht, sind die vom sicheren westlichen Wohnzimmer aus oft reflexhaft geäußerten Einwände unzähliger selbsternannter Nahost-Experten: „Ja, aber …“.  Der katholische Theologe Johannes Hartl hat dazu dieser Tage gesagt: „Dass jedes Ding seine zwei Seiten hat, ist eine Binsenweisheit. Sie jetzt Israel um die Ohren zu hauen, wäre, wie bei einer Vergewaltigung zu sagen: Es gibt immer zwei Seiten.“ Jegliche Politik der Äquidistanz, der „Neutralität“ gegenüber „beiden Seiten“ ist diesbezüglich keine moralische Tugend, sondern lediglich Gleichgültigkeit. Und Gleichgültigkeit hilft immer nur den Tätern, nie den Opfern.

Der Terror ist kein "Befreiungskampf" 

Die Hamas führt keinen „Befreiungskampf“ für die palästinensische Bevölkerung. Die Terroristen morden nicht, weil sie gegen israelische „Siedlungen“ wären oder Schutzzäune oder die sogenannte „Mauer“ oder gegen sonstige Benachteiligungen. Ihr einziges Ziel und heilige Pflicht ist das Töten von JUDEN. Das ist in der Hamas-Charta nachzulesen. Mit ihnen lässt sich daher nicht verhandeln. Während Israel mit Waffen Zivilisten zu schützen versucht, schützt die Hamas mit Zivilisten ihre Waffen. Zugeständnisse Israels werden von ihnen als Schwäche ausgelegt.

Bestes Beispiel war die komplette Räumung des Gaza-Streifens durch Israel 2005. Sie hat Israel nicht die mit dem Slogan „Land für Frieden“ verbundene erhoffte Ruhe gebracht, sondern vermehrten Raketenterror. In Gaza selbst wurde damals alle israelische Infrastruktur zerstört. Das Gebiet ist heute – man muss es so sagen – „judenrein“; und damit ein Beispiel, was die Hamas für das gesamte Land vorsieht.

Wir können viel von Israel lernen

Die Lebensversicherung für Juden heißt „Israel Defense (!) Force“ (IDF): ihre Verteidigungsstreitkräfte sind eine Armee mit hohen ethisch-moralischen Grundsätzen. Jede Frau und jeder Mann, jeder Jude, Araber oder Moslem, der in ihr dient, weiß um ihre Notwendigkeit. Und wenn der Journalist Johannes Gerloff davon spricht, dass allein aus seinem erweiterten Familienkreis derzeit sieben Personen eingezogen wurden, dann ist es nicht dran, diese jungen Menschen, die derzeit mit dem Rücken zur Wand auch unsere – ja, ich sage es so – Zivilisation verteidigen, nun auch noch zur „Mäßigung“ aufzufordern.

Die Menschen in der lebendigen Demokratie Israel brauchen unsere Ratschläge nicht. Wir hingegen könnten von ihnen viel lernen. Wir beginnen gerade damit, indem wir bereits angesichts erster Befürchtungen einer möglichen Ausweitung des Krieges in Europa das Raketenabwehrsystem der Israelis kaufen und uns von der IDF darin schulen lassen.

Unser ganzes Glaubensbuch, die Bibel, wurde von Juden geschrieben

Und noch etwas zur geistlichen Einordnung: Zweitausend Jahre verhängnisvoller „Ersatztheologie“, nach der das Heil den Juden genommen und auf die Christen übergegangen sei, haben Auswirkungen bis zum Holocaust gehabt. Unsere rheinische Kirche hat daher 1980 die „bleibende Erwählung Israels“ anerkannt. In der Praxis gilt es aber immer wieder daran zu erinnern: Der Gott, an den Christen glauben, hat das kleine Volk Israel in besonderer Weise erwählt. Der Christus, dem Christen nachfolgen, wurde als Jude in Israel geboren. Er lehrte unter Juden und innerhalb der jüdischen Kultur. Seine Jünger waren alles Juden. Seine ersten Nachfolger waren Juden. Die ersten Christen waren Juden. Und unser ganzes Glaubensbuch, die Bibel, wurde von Juden geschrieben. Wir lesen also jeden Sonntag im Gottesdienst Texte jüdischer Autoren. Es ist auch deshalb eine zutiefst geistliche Frage, wie wir zu diesem Volk, dem „Augapfel Gottes“ stehen. Nochmals Johannes Gerloff: „Israel braucht uns nicht. Aber wir brauchen Israel.“

Alle Menschen in der Region brauchen unser Gebet

Bei allem wollen wir aber auch die Bevölkerung in den palästinensischen Gebieten nicht vergessen. Die kommenden Wochen und Monate werden für die Betroffenen aller Seiten hart und verlustreich werden. Sie alle brauchen jetzt besonders unser Gebet, aber auch unsere Unterstützung an der richtigen Stelle.

www.ekagger.de | jth | Text: Michael Striss | Fotos: Striss 

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Schutzbunker auf einem Parkplatz in Sderot im Süden Israels; einer von vielen Bunkern, die durch Spenden auch aus Deutschland finanziert werden - aufgenommen wurde das Foto 2018. Die Stadt Sderot wurde beim Angriff der Hamas am 7. Oktober weitgehend zerstört

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Raketen im Vergleich: rechts Kassam-Rakete aus Gaza (Kosten: 14 Schekel); links: Iron-Dome-Rakete zum Abfangen (Kosten: 14.000 Schekel). Die Abfangraketen kosten ein Tausendfaches

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Schule in Sderot nahe des Gaza-Streifens

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Mit jungen Angehörigen der Israel Defense Forces bei der Ausgabe der Tafel nahe Tel Aviv. Die Fotos entstanden 2018 Fotos: Striss