Die Europa-Meisterschaft im Männerfußball ist entschieden: Spanien hat sich den begehrten Pokal gesichert. Pfarrer Michael Striss hat das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus Lukas 15 und den Fußball zusammengebracht.
Torjäger in der Abseitsfalle
Ein Mann hatte zwei Söhne. Und ein großes Sportgeschäft in Bochum-Wattenscheid. Kaminski hieß der Mann. Wie viele seiner Generation war er früher im Bergbau tätig gewesen. Als dann das große Zechensterben begann, hatte er rechtzeitig den Absprung gewagt. Hatte sich mit Sportartikeln selbständig gemacht. Sein Geschäft ging gut. Irgendwann waren noch Filialen in Herne und Wanne-Eickel dazugekommen.
Sein ältester Sohn war ein sehr zielstrebiger junger Mann. Er bereitete sich schon länger drauf vor, mal das elterliche Geschäft zu übernehmen. An ihm hatte der Vater seine Freude.
Freddy Kaminski war jung und wollte sein Glück machen
Aber der jüngere Sohn, Freddy Kaminski, wusste nach Schule und Praktikum immer noch nicht so recht, was er denn beruflich machen sollte. Aber eins war ihm schon klargeworden: So malochen wie sein alter Herr, das war nichts für ihn. Er war jung, er wollte sein Glück machen. Deshalb stand er eines Tages vor seinem Vater und sagte: „Dein Leben ist nicht mein Leben. Ich will was Größeres aus mir machen. Ich will auch nicht das Geschäft. Zahl mir jetzt meinen Anteil aus, der mein Erbe sein würde. Ich will weg.“
Der alte Kaminski war sichtlich schockiert. Aber er ließ sich nichts anmerken. Er protestierte nicht. Stattdessen gab er Freddy alles, was er an Geld flüssig machen konnte. Und dazu schenkte er ihm noch das beste Paar Fußballschuhe, das er im Angebot hatte.
Demut, Dienen, Dankbarkeit und Durchhaltevermögen
So zog Freddy los, um sein Glück zu machen. Bald kam er in eine große Stadt. „Ich will was werden“, sagte er und erkundigte sich nach dem mächtigsten Mann der Stadt. Er wurde an einen verwiesen, den alle nur „Jürgen, den Bekloppten“ nannten. Zu dem ging er. „Junge“, sagte der, „ich versuch es mit dir! Kennst du die vier D? Demut, Dienen, Dankbarkeit und Durchhaltevermögen.“
Er nahm Freddy in seine Fußballmannschaft auf und schickte ihn raus auf den Platz. Freddy, der bisher nur in der Jugend bei Wattenscheid 09 gekickt hatte, zog die Fußballschuhe seines Vaters an und trainierte hart.
So dauerte es nicht lange, bis aus Freddy ein gefürchteter und gefeierter Torjäger in der Bundesliga wurde. Und dabei fühlte er sich wohl. Plötzlich hatte er viele Freunde. Er hatte Geld. Er hatte Frauen. Alle grüßten ihn freundlich und rissen sich um sein Autogramm.
11 Freunde und 11 Glaubensbrüder!
Und dann diese Mannschaft! Nicht nur 11 Freunde, sondern 11 Glaubensbrüder! Zusammengeschweißt im Glauben an den Verein und an die Meisterschaft. Ihre Zusammenkünfte samstags wurden von einer riesigen, sangesfreudigen Gemeinde getragen. „Kaminski – Fußballgott!“, schallte es bald von den Rängen. Das gab Freddy das Gefühl, wichtig zu sein.
Doch irgendwann begann sein Stern zu sinken. Zuerst kaum merklich, sanken seine Trainingsleistungen. Seine Tore fielen spärlicher. Bald sah man ihn mehr auf der Bank als auf dem Rasen. Freddy „hatte fertig“, wie mal ein Trainer gesagt hatte. Kein Verein wollte ihn mehr. Schulden kamen hinzu. Auch die Freunde wurden weniger. Sein Trainer Jürgen war inzwischen nach England verzogen. Ein anderer, Ottmar Hitzfeld, hatte ihm mal gesagt: „Wer verliert, hat keine Argumente.“ Christoph Daum gab ihm etwas, um zeitweilig der bedrückenden Wirklichkeit zu entfliehen. Aber hinterher war alles nur noch schlimmer. Freddy stand an einem Punkt, an dem er nicht mehr weiter wusste. Zuerst gefeiert wie nach dem Titelgewinn, fühlte er sich nun wie ein Brasilianer nach dem 7:1. Welchen Weg konnte er noch gehen?
Jürgen Klopp fragte auch: Hast Du mal was erlebt, worauf Du Dich verlassen kannst?
Doch es gab da noch einige aus dem Fußball, die zu ihm hielten. Leute, die nicht ihre gesamte Hoffnung nur auf die Karriere setzten. Die irgendwie noch was anderes hatten. Christen wie Heiko Herrlich, Marco Rose, David Alaba, Davie Selke, Chris Führich, Benny Henrichs. Oder auch Ältere wie Asamoah, Cacau, Lucio, Zé Roberto. Oder eben Jürgen Klopp. Die fragten ihn: „Hast du mal was erlebt, das dich getragen hat? Was Bestand hatte? Hast du jemandem, auf den du dich wirklich verlassen kannst?“
Und Freddy kam ins Nachdenken. Wie hieß es doch immer: „Der Kopf denkt, der Fuß versenkt.“ Vielleicht hatte er bisher nur mit dem Fuß gedacht. Und ihm fiel ein: „Das Einzige, worauf ich immer bauen konnte, war die Liebe meines Vaters gewesen. Das wird mir erst jetzt nach diesen Erfahrungen deutlich. Er war immer da für mich. Bei ihm musste ich kein Star sein. Aber grad ihn habe ich am meisten enttäuscht. Wie kann ich jetzt noch zu ihm zurück?“
Und es wurde ein schwerer Gang, zurück nach Wattenscheid. Freddy überlegte im Auto, wie er dem Vater gegenübertreten könnte. Zu rechtfertigen wusste er sich nicht. So fehlten ihm die Worte, als er vor dem Sportgeschäft stand. Doch der Vater hatte ihn schon gesehen. Er ließ die Kunden stehen, rannte raus. Umarmte seinen Sohn. Und sagte nur: „Gut, dass du da bist!“
Jetzt weiß ich, was im Leben zählt
Am nächsten Tag mietete der alte Kaminski den „Griechen“ um die Ecke und lud Freunde zum Feiern ein. „Mein Sohn lebt“, sagte er, als er das Glas erhob. Und Freddy wusste: „Jetzt bin ich angekommen. Jetzt weiß ich, was im Leben wirklich zählt.“ - „Da bin ich aber froh“, meinte sein Freund Cacau, der auch eingeladen war: „Denn was nützt es dir, wenn du vor 70.000 ein Tor schießt, aber das ewige Leben nicht hast?“
Eine Geschichte, wie sie sich heute durchaus abspielen könnte. Aber zu finden ist sie nicht im „Kicker“, sondern in der Bibel. Und erzählt hat sie nicht Marcel Reif oder Béla Réthy, sondern Jesus.
Der alte Kaminsky ist ein Bild von Gott
Jesus erzählte gerne solche Sachen. Er malte darin Bilder. Der alte Kaminski ist ein Bild von Gott, und sein Sohn Freddy ist ein Bild für den Menschen, also für uns. Kaminski senior liebte sein Kind. Diese Liebe war nicht abhängig von der Leistung, die sein Sprössling zeigte. Sie war einfach da. Ein liebender Vater weiß aber, dass er Gegenliebe nicht erzwingen kann. Darauf hat sich auch Gott eingelassen, als er uns geschaffen hat.
Er hat seinen Kindern - Ihnen und mir – Freiheit gegeben. Wir haben die Freiheit, uns für oder gegen ihn zu entscheiden. Gott zwingt nicht. Aber er liebt. Und weil er liebt, leidet er darunter, wenn wir uns ihm verweigern. Gott hat Sehnsucht nach uns und wartet drauf, dass wir heimkehren.
So hatte Freddy seinen Vater früher nie gesehen. So liebend – und so verletzlich. Vielleicht sind Sie ja auch so ein Mensch wie Freddy. Ich bin so einer. Ich suche doch auch nach dem persönlichen Lebensglück. Und wer auf der Suche ist, der probiert aus. Das ist doch menschlich! Und so gehen wir los, um unser Glück zu finden. Und merken: Das Leben ist alles andere als eine immerwährende La-Ola-Welle.
Wir schießen auch Eigentore. Wir glauben, wir sind Torjäger, und erleben uns plötzlich in der Abseitsfalle. Das ist der Preis der Freiheit. Der Freiheit, auch ohne Gott auflaufen zu können. Gott hält uns nicht auf. Aber es gibt für jeden, der eine Einsicht gewinnt wie Freddy, die Möglichkeit, umzukehren. Nach Hause zu kommen. Jesus Christus ist der, der dafür eingestanden ist, dass das möglich wurde. Mit seinem Leben.
Was macht der Verein Kirche?
Viele haben Jesus noch nie so kennengelernt, sondern nur durch den Verein, den seine Mitspieler gegründet haben. Und von dem haben sie so ihre Ansichten: Dieser Verein „Kirche“ macht ein langweiliges Spiel. Er ist ständig auf Defensivtaktik eingestellt. In manchen Gottesdiensten sitzen nicht mehr Leute als eine Viererkette. Die Fangesänge hören sich antiquiert an. Überhaupt scheint die Mannschaft überaltert.
Schauen wir auf den Teamchef!
Aber schauen wir nicht nur auf die Mannschaft, schauen wir mal allein auf den Teamchef! Jesus ist keine Institution, er ist eine Person. Wo Jesus persönlich auftrat, da zog er viele an. Das war mehr als ein Fanblock. Jesus hat vor 2000 Jahren die erste Mannschaft aufgestellt. Zuerst waren das wirklich nicht mehr als elf Stammspieler. Amateure. Aber seitdem kamen immer wieder Neuerwerbungen dazu. Menschen, die in ihrem Leben Jesus als Spielführer begriffen und sich aufstellen ließen.
Menschen, die merkten: Diese Gemeinschaft hält länger als 90 Minuten. Niemand muss bei Jesus auf der Bank sitzen. Ich werde auch nicht gleich ausgewechselt, wenn ich mal nicht in Top-Form bin. Es gibt immer eine Position im Spiel, auf der er mich haben will. Weil er mir jeden Tag neu die Chance gibt, mich aufstellen zu lassen. Nicht weil ich so gut bin, sondern allein deshalb, weil er mich liebt. Das ist eine völlig andere Taktik, als wir sie anderswo erleben.
Wir sind frei, uns diesem Verein anzuschließen
Nachdem Jesus selbst nicht mehr zum Training erschien, hatte er seinen Leuten einen besonderen Teamgeist gegeben. Und eine Verheißung mit dazu: „Solange ihr diesem Geist vertraut, wird der Verein Bestand haben. Es wird manchmal so aussehen, als sei er abstiegsgefährdet. Die Position meiner Gemeinde ist geistlich umkämpft. Aber sie wird bleiben.“ Und so ist es bis heute. Solange, bis Jesus selbst als Schiedsrichter einmal das große Finale anpfeifen wird.
Die Bibel sagt uns ganz ungeschönt, dass wir Menschen von Natur aus im falschen Team spielen. Aber der Wechsel ist möglich! Jesus will Sie ebenso wie mich in seiner Mannschaft haben. Wir sind frei, uns diesem Verein anzuschließen. Warum ist das möglich? Weil Jesus selbst die Ablösesumme für uns schon bezahlt hat! Am Kreuz. Mit seinem Leben. All die Fehlpässe in unserem Leben, die jeder kennt, jede gelbe und rote Karte hat er mit ans Kreuz genommen und annulliert.
In diesem Spiel, in dieser Liga!
Und er bietet jedem an: „Wenn dein Leben abgepfiffen wird und du das Spielfeld verlässt, dann muss es nicht sein, dass du für immer vom Platz gestellt wirst. Auf ewig gesperrt. Dann verlass dich nicht auf deine Torbilanz – die kannst du nirgendwo vorlegen. Dann kommt es vielmehr drauf an, ob du mir vertraut hast. Schon jetzt und hier. In diesem Spiel, in dieser Liga.“ Das sagt Jesus! Und es ist ihm ernst damit!
Hier geht es um Vertrauen. Und Vertrauen braucht Zeit. Das alles geht nicht von heute auf morgen. Aber anfangen müssen wir. Einen neuen Schritt wagen. Und dann im Training bleiben. Ganz persönlich, aber auch als Mannschaft.
Sind Sie bereit für die Ballannahme?
Viele Menschen schwören drauf, gerade wieder in diesen Tagen: „Fußball ist unser Leben, und König Fußball regiert die Welt.“ Mag sein, dass „König Fußball“ die schönste Nebensache der Welt ist. Aber es gibt auch noch eine Hauptsache: „Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig.“ Vielleicht spielt Jesus grad Ihnen heute einen Pass zu. Sind Sie vorbereitet auf die Ballannahme?
Michael Striss ist kein ausgewiesener Fußball-Fan. Ihn begeistern vielmehr die Ethik, der Respekt und die Fairness des Rugbysports. In der Schülermannschaft gewann er zweimal Bronze bei DDR-Meisterschaften; und im vergangenen Jahr konnte er erstmals das unvergleichliche Flair eines Rugby-WM-Spiels erleben.
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www.ekagger.de | jth | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J.Thies