Im vergangenen Jahr konnten die Schulungen für die Mitarbeitenden unseres Kirchenkreises An der Agger so richtig durchstarten. In dem gesamten letzten Jahr wurden 571 Personen geschult. Dunja Kutzschbach, Leiterin des Hauses für alle: "Wie toll, dass sich bereits so viele Gemeinden und Einrichtungen auf den Weg gemacht haben, um ihre Mitarbeitenden in der Prävention sexualisierter Gewalt zu schulen."
Neben den Kirchengemeinden waren vor allem die Kindertagesstätten des Kirchenkreises besonders aktiv. Insgesamt neun ganztägige Schulungen konnten für die Fachkräfte der Kitas stattfinden.
Ende April waren bei einer Schulung im Gemeindehaus Oberbantenberg 18 Teilnehmer*innen dabei. Zum Einstieg ins Thema ordneten sich die Teilnehmer*innen einer Aussage zu, die sie ansprach:
- Dieses Thema macht mir Angst
- Ich bin hier, weil ich will
- Wie verhalte ich mich in Verdachtsmomenten
- Seit der Veröffentlichung der Forum-Studie befinde ich mich in einer Identitätskrise
- Ich brauche mehr Infos und mehr klare Verfahrenswege
- mit dem Thema hatte ich auch schon zu tun
- wir müssen jetzt was tun
- Ich fühle mich noch sehr unsicher bei dem Thema Rede und Antwort zu stehen
Schnell wurde deutlich, dass die Mitarbeitenden sich zu dem Thema mehr Wissen wünschen. Sie brauchen mehr Sicherheit, was im Verdachtsmoment zu tun ist. Deutlich wurde aber auch, wie viele Menschen schon in den verschiedenen Kontexten Grenzverletzungen erlebt haben oder im persönlichen Umfeld betroffene Menschen kennen.
Dunja Kutzschbach: "Dies ist auch ein Grund, weshalb die Landeskirche empfiehlt, dass die Schulungen von zwei Referent*innen durchgeführt werden sollen und wieso das Schulungsteam im Haus für Alle zwei weitere Multiplikator*innen qualifiziert hat."
In der dreieinhalbstündigen Basis-Schulung wurden neben der Wissensvermittlung auch Übungen zu Nähe und Distanz durchgeführt. An ganz konkreten Beispielen wurde erfahrbar gemacht, dass die eigenen Grenzen sehr individuell sind und Grenzverletzungen nicht immer sofort klar erkennbar sind. Im Alltag verletzen wir manchmal ganz unbeabsichtigt die Grenzen von anderen.
Grenzverletzungen von Täter*innen sind im Gegensatz dazu niemals zufällig oder unbeabsichtigt. Die Strategien von Täter*innen wurden in der Schulung daher auch beleuchtet. Aber auch vor allem war die Frage: "Wohin kann ich mich wenden, wenn ich ein ungutes Gefühl habe, etwas beobachtet habe, was mich irritiert oder einen Verdacht habe?
Alle Teilnehmer hatten die Möglichkeit bei dem schwierigen Thema, sich auch mal eine Auszeit zu nehmen und gut auf sich zu achten. Denn es geht in der Schulung auch um Selbstschutz: eigene Grenzen und die der anderen zu erkennen. Und die Mitarbeitenden sollen befähigt werden, ansprechbar zu sein für Betroffene - vor allem für Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene! "Denn Wissen ist die Voraussetzung für kompetentes Handeln", sagt Dunja Kutzschbach, "und die eigene Sensibilisierung ist die Grundvoraussetzung, um Grenzverletzungen zu erkennen und wahrzunehmen".
"Die verpflichtende Schulung aller Mitarbeitenden im Kirchenkreis ist ein Qualitätsmerkmal", sagt Superintendent Michael Braun.
Anmelden können sich haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende für Schulungen gegen sexualisierte Gewalt beim Evangelischen Erwachsenenbildungswerk im Kirchenkreis An der Agger.
www.ekagger.de | jth | Text: dk | Fotos: Diakonie "Kirchenkreis An der Agger"/D.Kutzschbach
