Alle 130 Ostergottesdienste 2025 im Ev. Kirchenkreis An der Agger
Viele von Ihnen werden es gelesen oder gehört haben: Wir christlichen Kirchen haben in Deutschland die Mehrheit verloren. Die Zahl derer, die sich als getaufte Christinnen und Christen zur evangelischen oder katholischen Kirche bekennen, liegt bei unter 50 Prozent. Uns macht das nachdenklich.
Wo bleibt die Botschaft des christlichen Glaubens heute auf der Strecke? In der Unglaubwürdigkeit vieler Menschen in der Kirche, angefangen bei „denen da oben“? Ist die christliche Auferstehungsbotschaft selbst unglaubwürdig? Unzeitgemäß? Und was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Sollten christliche Feiertage nun abgeschafft werden? Oder gemeinsame Grußworte der christlichen Kirchen wie etwa diese Zeilen?
Für uns hat Glaube immer mit Freiheit zu tun! Jesus hat nie jemanden gezwungen, an ihn zu glauben. Er hat Menschen zur Nachfolge eingeladen („Kommt und seht“), Apostel und Jünger, Frauen und Männer um sich geschart. Doch wenn er Menschen zugehört, getröstet oder geheilt hat, dann tat er das für alle. Denn sein Herz war grenzenlos voller Liebe, voller Sympathie für jeden, dem er begegnete.
Wir hoffen sehr, dass Sie - egal welche Überzeugungen Sie selbst in sich tragen – das bei uns erleben dürfen. Allerdings sind wir nicht fehlerfrei, enttäuschen und bleiben hinter dem Anspruch unserer eigenen Botschaft zurück. „Ärgernis geben“ nennt das schon Jesus selbst. Und manchmal geht es uns wie dem Apostel Petrus, der zu Jesus sagt: „Geh weg von mir. Ich bin ein Sünder.“ Wir wissen: Jesus hat ihn nicht weggeschickt.
Jesus hat immer wieder Menschen zu sich gerufen, die keine Perfektionisten waren, und die doch mit all ihren Schwächen für Gott und die Menschen da waren. Vielleicht ist es gut, dass wir mehr und mehr Minderheit werden: Es kann uns bescheidener werden lassen in unserem Dienst für andere Menschen, allein aus Gottes Gnade und aus der Kraft seiner Liebe.
Wir sind davon überzeugt, dass die Wahrheit keine Mehrheit braucht; denn auch Machthaber, die mehrheitlich gewählt worden sind, garantieren noch lange keine Gerechtigkeit und Wertschätzung. Der Weg der Liebe wirkt nach außen vielleicht schwächlich, aber er ist auch in der jetzigen Zeit für uns der beste aller Wege. Jesus ist ihn vorausgegangen: als Kreuzweg zunächst, bis zu seinem grausamen Tod, dann aber als Weg durch den Tod in das neue, österliche Leben. Von diesem Leben spricht zeichenhaft die aufblühende Natur im Frühling.
Davon spricht das gemeinsame Bekenntnis der Christen aller Konfessionen. Das Angebot Jesu am Tag seiner Auferstehung ist auch das Angebot für uns heute: Mitgehen wie bei den Emmaus-Jüngern und dabei Anteil nehmen an ihren Sorgen und Ängsten, ihrer Not und Trauer. Und er zeigt uns seine Wunden, in denen sich unsere verwundete Schöpfung und die Verletzungen durch Krieg und Gewalt widerspiegeln.
Superintendent Michael Braun und Kreisdechant Christoph Bersch
www.ekagger.de | jth | Foto: Ilka Fielenbach